Exakt 623,5 Kilometer sind es von Aachen bis in die Mitte Berlins. Heinz-Constantin Last weiß dies ganz genau. Er war mit dabei, als ein etwa 1,20 Meter hoher Meilenstein an der Aachener Autobahnauffahrt aufgestellt wurde. Das war 1958, und Last war damals frischgekürter Kreisvorsitzender des "Bundes der Berliner und Freunde Berlins" (BdB). Auf dessen Initiative wurde der Meilenstein Heinz-Constantin Last Präsident des Bundes der Berliner einbetoniert - Regierungspräsident und Oberbürgermeister waren Zeugen. "Ein drei Kilometer langes Autobahnstück wurde für die Zeremonie zwei Stunden lang gesperrt", erinnert sich Last. Heute steht der Meilenstein immer noch. Und Heinz-Constantin Last ist seit 1986 Präsident des "Bundes der Berliner und Freunde Berlins" (BdB). Er wurde Ende letzter Woche 70 Jahre alt. Es gab einen Empfang in Aachen.
Einmal Berliner, immer Berliner: Heico Last, Wahl-Aachener seit 1949 und jahrzehntelang Vorsitzender des Bundes der Berliner, wird heute 85 Jahre alt. Foto: Martin Ratajczak
Die Berliner Senatskanzlei schickte einen Gratulanten, Berlins Regierender Bürgermeister
Eberhard Diepgen (CDU) ein Glückwunschschreiben.
1951 wurde der BdB als eine Interessenvertretung für Berliner gegründet, die es in das
Bundesgebiet verschlagen hatte. "Mehr als eine Million Menschen verließen nach dem Krieg
die Stadt", so Last. Berlin hatte keine Hauptstadtfunktion mehr. Behörden,
Wirtschaftsverbände, Betriebe zogen weg und die Mitarbeiter hinterher. "1949 waren 85
Prozent aller Bediensteten in Bonn Berliner gewesen", erzählt der Jubilar. "Wenn ich
heute Bonner Beamte schreien höre, sie wollen nicht an die Spree, dann sage ich nur:
Sie dürften allmählich einmal zurückzahlen, was sie damals aus Berlin bekamen."
Heinz-Constantin Last ist gebürtiger Neuköllner und fährt noch oft in die Hauptstadt.
Er legt darauf Wert, kein "Nestflüchter" zu sein. Seine Eltern stellten in Berlin
wasserfeste Klebstoffe her. Doch während der Blockade gab es keine Rohstoffe mehr.
Die Familie siedelte nach Aachen um, wenig später war der Betrieb pleite. Last verdingte
sich in einer kleinen Textilmaschinenfabrik und arbeitete sich bis zum Prokuristen empor.
"Ich habe 41 Jahre bei ein und derselben Firma gearbeitet."
Heute hat der BdB rund 6 000 Mitglieder in mehr als 60 Kreisverbänden. Wenige Freunde
Berlins finden sich in Bonn: Der dortige Verband zählt mit nur etwa 50 Mitgliedern zu
den kleinsten.
"Der BdB wurde ursprünglich gegründet, um gemeinsam mal ein Eisbein zu essen oder ein
Bockbier zu trinken", erzählt Last. Mit den Jahren wurde daraus mehr. Die Freunde
Berlins setzten sich in vielen deutschen Städten dafür ein, Straßen und Plätze nach
ihrem Heimatort zu benennen und Meilensteine aufzustellen. Nach der Wende engagieren
sie sich vor allem für den Umzug von Regierung und Parlament an die Spree. Der Bund
organisiert Fahrten an die Spree oder Seminare zu den Problemen der Stadt. Und auch das
Bockbier ist nicht ganz vom Tisch. In Wolfsburg findet jährlich ein Berliner Bockbierfest
statt.
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Quelle: Berliner Zeitung, 22.01.1996
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