Es gibt ihn noch, den Berliner Bären von 1962, der einst für alle sichtbar an der Berliner
Straße stand. Dort aber war das Geschenk des Senates der Stadt Berlin an die Lederstadt
nicht sicher; Vandalen rückten ihm mehrfach auf den steinernen Pelz, letztlich war es
aber die S-Bahn, die ihn aus seinem angestammten Revier verdrängte. Der Bär wurde
evakuiert, bevor sein Standort vor dem Rathaus in den 90-er Jahren zur Großbau stelle wurde.
Nach einigen Jahren wurde er endlich restauriert und bekam anschließend einen trockenen
und sicheren Platz im Foyer des Rathauses mit Blickrichtung zur Berliner. Er ist
Erinnerung an ein Stück Geschichte, an die Zeit des kalten Krieges, als sich immer
wieder die Blicke auf das geteilte, eingeschlossene Berlin richteten.
Offenbach feierte im September 1962 eine BerlinWoche, in deren Mittelpunkt die Eröffnung
der „großzügig geplanten Durchbruchstraße" von der Altstadt ausgehend stand. 544 Kilometer
sind es nach Berlin , so lautet die Inschrift auf dem Sockel des Wappentiers der Hauptstadt
Deutschlands. Während der Feierlich keiten auf der Berliner wurde es enthüllt. Ganz
Offenbach sollte damals ins Berlin-Fieber versetzt werden. Im Theater an der Goethestraße,
das heutige Capitol, wurde eine Ausstellung “Berlin, die deutsche Hauptstadt“ gezeigt,
auf dem Rasen des Bieberer Bergs spielte Hertha BSC gegen die Kickers.
Im Parkbad, heute Arabella-Hotel, fand ein Wettbewerb zwischen Schwimmern aus Offenbach
und Berlin statt. Mitarbeiter der Stadt verwaltung reisten auf Einladung des Senates an
die Spree. Den Bären überbrachte Bezirksbürgermeister Mattis aus dem Berliner Stadtteil
Wedding. Oberbürgermeister Georg Dietrich hielt die Laudatio auf die geteilte Großstadt,
nannte das Denkmal ein "Zeichen der Verbundenheit" und eine "Liebeserklärung" an die
Stadt. Die Berliner Straße bezeichnete er laut Offenbachern, die der Feier beiwohnten,
als Prunkstraße und beendete seine Rede mit dem Satz "Es lebe Berlin, die deutsche
Hauptstadt".
In Offenbach eher in einer dunklen Ecke, steht der Bär in Berlin auch heute noch meist
im Rampenlicht und genießt Beachtung als Symbolfigur. Neu in der Hauptstadt: Inspiriert
von New York oder Zürich, wo jeweils lebensgroße und individuell gestaltete Kuhskulpturen
die Passanten der Innenstä dte erfreuten, kam das Berliner Paar Eva und Klaus Herlitz
auf die Idee für Berlin Ähnliches mit dem Wappentier anzustellen. Mit dem Satz „Ein Bär
soll die Stadt erobern, aber kein Bär der seine Krallen zeigt, sondern ein Freund den
alle gern haben" startete die “Aktion Buddy Bär". Namhafte Künstler und Firmen aus aller
Welt bemalten die Bären . 123 der Wappentiere sind inzwischen als Symbol für Solidarität,
Toleranz und Völkerverständigung auf Welttournee gegangen. Derzeit sind die Bären in
Kitzbühel zu sehen, es folgen Peking und Shanghai . Klaus Wowereit, der Regierende
Bürgermeister Berlins, sagte, die Bären stehen für eine Stadt, die sich durch Vielfalt
und Weltoffenheit auszeichnet. Ein Kreis von Bären , die auf dem Gelände der neuen
US-Botschaft am Pariser Platz standen, hat einen Ansturm von nahezu einer Million
Besuchern geduldig ertragen.
Quelle: Offenbach Post
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