Eine Initiative überreicht dem Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) Antrag auf Denkmalschutz für den Berlin-Stein in Bad Vilbel. Diesen muss die Stadt beim zuständigen Landesamt stellen.
Heinz-Constantin Last ist ein Freund Berlins und des Steins. Foto: M. Schick
Wer heute per Internet-Kartendienst seine Autoreise von Bad Vilbel nach Berlin plant,
erhält die Entfernungsangabe 548 Kilometer und wird über Erfurt und Leipzig geschickt.
1985 fuhren nur wenige Menschen die Südroute, weil sie keine durchgängige Autobahnstrecke
war. Der Normalweg von Vilbel nach Berlin ging nach Norden und dann in Braunschweig
rechts. Den riesigen Grenzübergang Helmstedt kannte man nicht nur vom persönlichen Erleben,
sondern auch als Radiohörer. Dauerstaus gab es dort regelmäßig.
Wegen dieses Umwegs steht auf dem Berliner Meilenstein in Bad Vilbel auch 560 Kilometer –
zehn mehr übrigens als auf dem in Frankfurt, der nach Internetinformationen in einem
Depot vor sich hin schlummert. Das ging auch dem Vilbeler Stein so, der im Zuge der
Renovierung des alten Rathauses abgebaut und in den Bauhof gebracht worden war – bis er
im November wieder an seinen angestammten Platz fand.
Nun soll er, zusammen mit den übrigen noch erhaltenen, zum Denkmal erklärt werden. Dafür
setzt sich Michael Damm ein, Betreiber einer Jazz-Kneipe in Frankfurt und Sohn des
ehemaligen Vilbeler Stadtrats Ernst Theodor Damm. Am Montag traf sich Damm junior mit
Ehrenstadtrat Klaus Minkel (CDU) und Heinz-Constantin Last aus Aachen am Vilbeler
Meilenstein. Damm übergab Minkel den vorbereiteten Antrag auf Denkmalschutz, den die
Stadt muss diesen beim zuständigen Landesamt stellen.
Er könne sich noch gut an die Errichtung erinnern, sagte Stadtrat Minkel. „Vilbel war
unter den letzten Kommunen in Deutschland, die so einen Stein aufgestellt haben und manche
haben uns damals dafür belächelt. Die haben nicht mehr an die Einheit geglaubt und
wurden bald darauf eines Besseren belehrt“, so Minkel. Die Berlin-Steine – über 200
wurden zwischen 1948 und 1998 laut Michael Damm errichtet – erinnern an die deutsche
Geschichte und die Teilung des Landes bis 1989. In Hessen gab es ursprünglich 27 dieser
Monumente. „Der Stein korrespondiert mit dem Denkmal gegenüber“, erklärt der Stadtrat.
Dort steht der Gedenkstein für die verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger Vilbels.
„Die Teilung war eine Folge des Unrechts und des Mordens im Zweiten Weltkrieg“,
sagte Minkel.
Die Berlin-Steine gingen maßgeblich auf eine Idee des damaligen Bundesbeauftragten für
die Förderung der Berliner Wirtschaft und Verlegers Gerd Bucerius zurück. Viele stehen
an Autobahnen oder Schnellstraßen. Heinz-Constantin Last sagte gestern, er beneide Vilbel
um diesen Stein „wegen dem tollen Platz in der Stadt“. Last war vor gut 25 Jahren an
der Aufstellung des vom Vilbeler Steinmetz Wilhelm Wirth angefertigten Steines beteiligt.
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten“, so der ehemalige
Präsident des Bundes der Berliner und Freunde Berlins. Deshalb müsse man sich der
Vergangenheit stellen, auch wenn diese nicht sehr präsentabel sei. Es ehre die Vilbeler,
dass sie für Berlin eingetreten seien.
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Quelle: Frankfurter Rundschau
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